Weltspieltag 2021
Anlässlich des Weltspieltages, der im Jahr 2000 von der UNO ausgerufen wurde, machen wir gemeinsam mit den Kinderfreunden OÖ auf die Bedeutung des Spielens für Heranwachsende aufmerksam.
Spielen hält Kinder körperlich und geistig fit
Die Lust und Neugier am Spiel sind jedem Kind angeboren. Schon vor der Corona-Krise konnten Kinder und Jugendliche ihrem Spiel-, Bewegungs- und Entdeckungsdrang oft nur unzureichend nachkommen. Das monatelange Verbot von Vereins- und Schulsport und die Einschränkungen bei sozialen Kontakten mit Gleichaltrigen, haben die Situation verschärft. Anlässlich des Weltspieltages, der im Jahr 2000 von der UNO ausgerufen wurde, machen wir gemeinsam mit den Kinderfreunden OÖ auf die Bedeutung des Spielens für Heranwachsende aufmerksam. Die UN-Kinderrechtskonvention, die 1992 von Österreich ratifiziert wurde, garantiert Kindern ein Recht auf Spiel, Freizeit und Erholung. Wenn Kinder selten herumtollen, sich nur wenig bewegen und ihre Umwelt erkunden, leidet ihre körperliche und psychische Entwicklung. Mit pädagogischen Angeboten in Kindergärten, Jugendgruppen und Ferienlagern geben die Kinderfreunde OÖ und das Kinderhilfswerk Kindern und Jugendlichen Zeit und Raum für unbeschwertes Spielen, Bewegung, Kreativität und Erholung.
Erlebnispädagogik stärkt Körper, Geist und Seele.
Im Kinderhilfswerk setzt man vor allem auf das Konzept der Erlebnispädagogik, das soziales Lernen mit dem Spaßfaktor verknüpft. Erlebnispädagogik unterstützt gruppendynamische Erfahrungen in der Natur, sie stärkt die Persönlichkeit und fördert die Entwicklung sozialer Kompetenzen. Methoden der Abenteuer- und Spielpädagogik werden durch Outdoorsportarten ergänzt. „Bei einer gemeinsamen Kanutour lernen Kinder spielerisch zusammenzuarbeiten, auf die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der anderen Rücksicht zu nehmen und Konflikte konstruktiv auszutragen“, erzählt Vereinsgründer und Obmann Peter Begsteiger, der die Ferienlager des Kinderhilfswerks seit Jahren begleitet. „Das gemeinsame Erleben von Grenzen fordert die Kinder heraus und es schafft wunderschöne Momente. Das Gemeinschaftsgefühl, das unbeschwerte Beisammensein in der Natur, gesundes Essen und viel Bewegung stärken die Kinder nachhaltig, psychisch und emotional“, weiß der erfahrene Spiel- und Erlebnispädagoge. „Wir unterstützen junge Menschen, die Natur als Abenteuer- und Kraftquelle zu erleben, was Social Media und PC-Spiele schnell vergessen lässt.“
Mit verschiedenen Tieren kommen auch Ansätze tiergestützter Pädagogik zum Einsatz. Meistens werden diese Ferienlager – Sommer wie Winter – auf dem Erlebnisbauernhof des Kinderhilfswerks nahe Freistadt durchgeführt. „Wir bekommen in unserer Arbeit in den Beratungsstellen in Linz und Wien hautnah mit, wie die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen infolge der Corona-Maßnahmen leidet. Die Nachfrage nach unseren Therapie-, Beratungs- und pädagogischen Angeboten steigt seit Mai 2020 deutlich an. Wir beobachten vor allem eine Zunahme bei Ängsten und Depressionen sowie Schlaf- und Essstörungen“, berichtet Peter Begsteiger. „Unsere erlebnispädagogischen Feriencamps bieten jungen Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten Räume zur Erholung, zum Lernen, Spielen und zur persönlichen Entwicklung. Diese Räume brauchen sie diesen Sommer mehr denn je.“
Durch ausreichend Bewegung, Spielen im Freien und Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen beim Toben und Herumtollen werden motorische Fähigkeiten sowie Sozial- und Sprachkompetenzen gefördert. Wichtige Kompetenzen, die schon „im Sandkasten“ geübt werden wollen, um im späteren Leben auch ohne den Schutz der Eltern voranzukommen. Wenn man Kindern die Möglichkeit bietet, eigene Vorstellungen umzusetzen, z. B. beim Bau eines Baumhauses, entwickeln sie Kreativität, handwerkliches Geschick, Ausdauer, Selbstbewusstsein und sie schulen auch noch ihre Konzentration. Dafür braucht es keine vorgefertigten Materialien. Kinder sind Meister darin zu improvisieren und aufgrund ihrer regen Fantasie in der Lage, Spiele selbst zu entwickeln und ihre Umwelt zu gestalten. Je früher Kinder die Möglichkeit bekommen, ihrer natürlichen Neugierde frei nachzugehen, umso positiver wirkt sich das auf ihre kreativen Fähigkeiten, ihre psychische Stabilität sowie ihre Problem- und Konfliktlösungsstrategien aus.
Freies Spielen und Bewegung in der Natur als Therapie
Die verständliche Vorsicht der Eltern sollte dabei nicht so weit gehen, dass Kinder in ihrer Entwicklung zu sehr eingeschränkt werden. Gerade die Maßnahmen im Zuge der Corona-Krise haben junge Menschen in ihrem Spiel- und Forschungsdrang enorm gehemmt. Deshalb sind Erwachsene nun gefordert, Kindern und Jugendlichen wieder uneingeschränkten Zugang zu einem abwechslungsreichen und gesundheitsfördernden Umfeld zu ermöglichen. „Kinder lernen am besten mit Herz, Hirn und Hand, sie müssen ihre Welt im wahrsten Sinne des Wortes begreifen“, weiß Rudolf Fessl. Der Familien-, Kinder- und Jugendlichentherapeut ist fachlicher Leiter des Kinderhilfswerks und blickt nach einem fordernden Jahr vorsichtig optimistisch auf diesen Sommer: „Junge Menschen haben in der Pandemie von allen Bevölkerungsgruppen die meisten Einschnitte erlebt. Nun ist es an der Zeit, ihnen den gewohnten Freiraum zurückzugeben, dem Bewegungsdrang freien Lauf zu lassen und das regelmäßige Spielen an der frischen Luft, gemeinsam mit Freundinnen und Freunden, zu ermöglichen. Das ist für Körper und Seele die mit Abstand beste Therapie.“ Eltern und Bezugspersonen legt er für die nächsten Monate daher besonders ans Herz: „Geben Sie bereits Kleinkindern möglichst viel Bewegungsfreiheiten und Zeit im Grünen. Planen Sie offene Freizeit für Ihre Kinder ein. Seien Sie ein Vorbild und halten Sie sich viel draußen auf. Und schließlich: Schaffen Sie Möglichkeiten, damit Ihre Kinder an der frischen Luft frei und ungezwungen spielen können.“