Ernährung in der Pandemie

Corona schlägt sich bei Kindern auf den Magen und die Seele

Lustig belegtes Brot

Ob Couch-Potato, Vitamin-Muffel oder Kalorien-Zählerin: Die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten von vielen Kindern und Jugendlichen haben sich in der Corona-Pandemie verschlechtert. Das Kinderhilfswerk möchte dem mit pädagogischen Angeboten an Schulen entgegenwirken. Im Verein, der sich seit 1999 für die psychosoziale Gesundheit junger Menschen einsetzt, freut man sich darauf, wenn in Schulen wieder Workshops rund um das Thema bewusste Ernährung möglich sind.

Man ist, was man isst

Man ist, was man isst. Dieses Sprichwort verdeutlicht, dass gesunde Ernährung und sowohl körperliches als auch psychisches Wohlbefinden eng miteinander verbunden sind, besonders bei Heranwachsenden“, erzählt Alexandra Steiner, diplomierte Ernährungstrainerin und Mitarbeiterin des Kinderhilfswerks. Im Rahmen des, von der Herbalife Nutrition Foundation unterstützen, Projekts „Ernährungswerkstatt“ führt sie „Workshops mit Biss“ an Schulen durch. Mehr als 2.000 Schüler und Schülerinnen haben seit Beginn im Jahr 2017 daran teilgenommen. Aufgrund der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Betretungsverbot für schulfremde Personen, können jedoch seit vergangenem Herbst keine Workshops mehr abgehalten werden.

Nüsse und Obst auf einem Lehrertisch

Dabei nehmen infolge der Corona-Maßnahmen gerade jetzt bei jungen Menschen Essstörungen zu, weiß Dr.in Brigitte Schimpl. Die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin leitet die psychotherapeutische Ambulanz des Kinderhilfswerks in Wien. „Die soziale Isolation führt dazu, dass sich vor allem Mädchen noch mehr mit ihrem Gewicht beschäftigen. Sie suchen sich im Internet vermeintliche Vorbilder, was ihre Selbstzweifel weiter verstärkt. Manche reagieren bei Überforderung oder Einsamkeit mit Nicht-Essen, was landläufig als Magersucht bezeichnet wird.“ Sie ergänzt: „Auch das Gegenteil kommt vor. Manche reagieren mit Fressattacken. Die Corona-Krise wird vor allem das Problem mit krankhaftem Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen verschärfen – mit möglicherweise langfristigen Folgen.“

Studien zeigen: Etwa 80 Prozent der adipösen Jugendlichen bleiben im späteren Erwachsenenalter adipös. Diese haben dann ein höheres Risiko für Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen. Im Kinderhilfswerk möchte man diesem Trend entgegenwirken und steht in den Startlöchern, die „Workshops mit Biss“ im nächsten Schuljahr auch für Schulen in Oberösterreich anzubieten.

Wichtig: Die Prävention

Kinder bei der Gruppenarbeit

Ein zentraler Aspekt in den Ernährungsworkshops ist die Prävention. Kinder übernehmen die Essgewohnheiten, wie sie in der Familie gelebt werden. Die Vorbildfunktion der Eltern nimmt dabei einen zentralen Stellenwert ein. Doch wenn es um gesunde Ernährung geht, spielt der soziale Status leider immer noch eine entscheidende Rolle. Sozioökonomisch benachteiligte Familien zeigen einen geringeren Obst- und Gemüsekonsum, eine höhere Fettzufuhr und eine häufigere Aufnahme von süßen Getränken im Gegensatz zu wirtschaftlich stabilen Haushalten.

Zu den Ursachen zählen neben den familiären Vorbildwirkungen die fehlenden finanziellen Mittel beim Lebensmitteleinkauf und geringes Ernährungswissen. „Ich sehe einen enormen Bedarf, auch Eltern in Sachen gesunder Ernährung zu schulen. Sie sind es schlussendlich, die für das leibliche Wohl ihrer Kinder sorgen“, so Alexandra Steiner. „Eine Jausenbox mit Lebensmitteln, die viel zu viel Zucker, Fett und Salz enthalten, führt zu Hyperaktivität, Konzentrationsschwierigkeiten, Übergewicht und nicht selten zu Aggression. Es ist daher wichtig, Kindern und Eltern zu vermitteln, wie wichtig es ist, dass gesundes Essen zur Routine wird.

Unter Anleitung der Ernährungsexpertin setzen sich die Kinder in den Workshops mit ihren Essgewohnheiten auseinander. Mit praktischen Tipps und inspirierenden Rezeptideen für Frühstück, gesundes Fast Food oder die Jausenbox, machen sich die Jungköche und -köchinnen auf den Nachhauseweg. Auch die Freude am Kochen und Zubereiten von Speisen und am Arbeiten in der Küche wird spielerisch vermittelt.

Der Blick nach vorne

Foto von Alexandra Steiner

Wenn die Corona-Pandemie vorbei ist, werden wir mehr als genug zu tun haben, um das körperliche und seelische Wohlbefinden junger Menschen wieder zu steigern“, zeigt sich Alexandra Steiner nachdenklich. „Ich freue mich darauf, wenn Lehrkräfte wieder Workshops bei mir buchen und wir, über gesundes Essen, den Kindern den achtsamen Umgang mit der eigenen Gesundheit und damit ein positives Lebensgefühl vermitteln.“

Unsere Workshops

Informationen rund um das kostenlose Angebot „Workshop mit Biss“ für Schulen, Horte und Jugendgruppen finden Sie hier.

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